Sensomotorik - Wahrnehmung und Bewegung 

 

Was versteht man unter Wahrnehmung

 

Alle Informationen aus unserer Umwelt laufen über unsere Sinne – meist unbewusst.

Man unterscheidet:

  • Basissinne:

o   Vestibuläre Wahrnehmung oder Gleichgewichtssinn

o   Propreozeptive Wahrnehmung oder Eigenwahrnehmung

o   Taktile Wahrnehmung oder Tastsinn

 

  • Fernsinne:

o   Visuelle Wahrnehmung oder Sehsinn

o   Auditive Wahrnehmung oder Hörsinn

o   Olfaktorische Wahrnehmung oder Geruchssinn 

o   Gustatorische Wahrnehmung oder Geschmacksinn

 

Unter Wahrnehmung versteht man die Aufnahme von Reizen aus der Umwelt und aus dem eigenen Körper, ihrer Weiterleitung zum Gehirn sowie die dortige Verarbeitung.“ (A.J. Ayres)

 

Voraussetzung für eine gute Wahrnehmung ist das Urvertrauen zur Bezugsperson, intakte Sinnesorgane und eine gut vorbereitete Umgebung.

Die aufgenommenen Reize werden an das Gehirn weitergeleitet. Dort wird verglichen, ob und welche Erfahrungen das Kind in der Vergangenheit mit jenem Reiz gemacht hat.

 

Bsp.: Das Kind sieht eine brennende Glühbirne. (Visuelle Wahrnehmung) Dieser visuelle Reiz wird an das Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn erinnert sich, dass das Kind sich beim Angreifen der Glühbirne in der Vergangenheit einmal verbrannt hat und gibt daher den Händen den Befehl, die Hand wegzuziehen.

 

Positiv besetzte Reize ermutigen das Kind weiterzumachen.

Kinder benötigen vielfältige Wahrnehmungsangebote um Erfahrungen sammeln zu können und im Gehirn abzuspeichern. Verschiedene Wahrnehmungsbereiche müssen gut zusammenspielen.

Gut  integrierte Basissinne sind die Voraussetzung für eine gute Entwicklung der Fernsinne.  

Eine gute Wahrnehmung ist die Voraussetzung für das Lernen!

  

Was versteht man unter Motorik

 

Unter Motorik versteht man alle Bewegungsabläufe.

Säuglinge kommen mit unbewussten Bewegungen, den Reflexen auf die Welt. Angeborene Reflexe (z.B. Saugen) helfen dem Kind zu überleben.

Durch unbewusstes Experimentieren mit dem eigenen Körper wird die Muskulatur gestärkt und Bewegungsabläufe werden immer bewusster. Das Kind erkundet seinen Körper und die Umwelt. Halte-, Stell-und Gleichgewichtsreaktionen entwickeln sich, um dem Kind die Aufrichtung gegen die Schwerkraft zu ermöglichen. Die Wirbelsäule ist das zentrale Organ der Bewegung.

Die Motorik eines Kindes entwickelt sich in einer bestimmten, nicht umkehrbaren Reihenfolge, wobei die Entwicklungsgeschwindigkeit bei jedem Kind unterschiedlich ist. Die motorische Entwicklung geht vom Kopf über den Rumpf zu den Extremitäten bzw. von innen nach außen.

 

Es wird unterschieden zwischen:

  • Grobmotorik:  Krabbeln, Laufen, Klettern, etc.
  • Feinmotorik: bewusstes, gezieltes Greifen, Graphomotorik, Augenmuskelkontrolle, Mundmotorik (Sprache, Mimik, Essen, Schlucken, etc.)

Die ausgereifte Form der Bewegung ist, auch still sein zu können, sich nicht zu bewegen.

 

Sensomotorik - Der Zusammenhang von Wahrnehmung und Bewegung  

 

Reize werden von unseren verschiedenen Sinnen aufgenommen.

 

 Bsp.: Das Kind sieht ein Glas Wasser auf dem Tisch stehen. (Visuelle Wahrnehmung)

 

Diese Information wird an die richtige Stelle im Gehirn weitergeleitet und dort mit vorhandenen Erfahrungswerten verglichen.

 

Bsp.: Wasser schmeckt mir. (Gusatorische Wahrnehmung). Wasser hilft gegen den Durst. Wasser kann kalt oder heiß sein. Wasser macht nass, wenn ich es verschütte. (Taktile Wahrnehmung).

 

Nach Vergleichen, die positiv oder negativ besetzt sein können, entscheidet das Gehirn weitere Vorgangsweisen.

 

Bsp.: Ich will Wasser trinken, um den Durst zu löschen. Ich darf das Glas nicht zu fest zusammendrücken, damit es nicht bricht. Das Glas muss ich langsam zum Mund führen, um nichts zu verschütten. (Propreozeptive Wahrnehmung).

 

Viele Teilinformationen aus verschiedenen Bereichen des Gehirns geben den Muskeln Befehle Bewegung (Motorik) auszuführen, die Muskelkraft richtig zu dosieren und die Bewegungsreihenfolge korrekt zu ordnen. Falsche Bewegung wird sofort vom Gehirn korrigiert und an die ausführenden Muskeln, Gelenke, Sehnen weitergeleitet.

Je mehr Erfahrung das Kind mit einem bestimmten Bewegungsablauf hat, desto weniger Kontrolle durch andere Wahrnehmungsbereiche ist notwendig.

 

 Bsp.: Ein Kind, das schon oft Wasser aus einem Glas getrunken hat, kann während der ausführenden Handlung einem Lied im Radio zuhören oder gedanklich schon wo ganz anderes sein.

 

Dieses harmonische und präzise Zusammenspiel von Informationen aus Bewegung und Wahrnehmung bewirkt, dass sich das Kind gut entwickeln kann, selbstbewusst wird und gute Voraussetzungen für schwierigere Entwicklungsschritte hat.

 

Manchmal funktionieren die Integration der Wahrnehmung und der harmonische Bewegungsablauf nicht so, dass sich darauf weitere Entwicklungsschritte aufbauen können. Die Ursachen sind vielfältig.

Die Folgen können u.a. Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten sein.